Archiv für den Monat: Januar 2025

Maria De Val!

Der besondere Blick auf die Welt wurde Maria de Val früh zu eigen: als Ladinerin in Südtirol, Südtirolerin in Italien, Italienerin in Deutschland und nicht zuletzt als Schlagzeugerin in der männerdominierten Welt der Musik: „Ich will nicht behaupten, ich hätte darunter gelitten, aber es schärft natürlich die Sensoren.“ Musikalisch verwundert es darum nicht, dass Maria Moling, aufgewachsen in einem Bergdorf in den ladinischen Alpen, an vielen Instrumenten zuhause ist: Schlagzeug, Gitarren, Bass, Keys, Sequenzer und auch am Theremin und der Marimba. Das zeigt sie auf großen Bühnen als Multiinstrumentalistin u.a. bei Hubert von Goisern und nun um so eindrucksvoller auf auf ihrem Debut-Album „Mëda Medusa“ (AT). Ihre unvergleichliche Stimme erhält nach früheren Bands (Ganes, ME + MARIE) erstmals den angemessenen Entfaltungsraum. Zu erleben am Weltfrauen, 08.03.2025, in der 7180 Bar.

Flexibilität einerseits und Sehnsucht nach dem eigenen Ort andererseits spiegeln sich als
Yin und Yang in ihrer ureigenen Perspektive auf die Welt in ihrer Musik. Klanglich im
unnachahmlichen De Valschen Collagen-Stil, wenn sie Indie-Folk mit Elementen aus
italienischer und südamerikanischer Musikkultur verwebt, wie beispielsweise in „None of Us Cannot Be Wrong“. Als Theater-Komponistin pendelt sie spielerisch zwischen den musikalischen Dekaden der 70er und 90er. Woodstock-Feeling durchzieht ihre Songs ebenso wie die Sampling-Technik des HipHop und ihr Faible für synthetische Klänge. Auffällig neben den geschickt verschachtelten Ohrwürmern ist ihre Variabilität: auch Freund*innen von 80er Hits („Stone in the Rubble“) und 00er Experimental-Pop à la CocoRosie „As We Both Knew Before“ werden umschmeichelt.

Nicht zuletzt sprachlich öffnet die Multilinguistin neue Räume im Pop, wenn sie dem
englischsprachigen „Invisible Girl“ ein italienisches Intro voranstellt. Für sie doppelt sinnvoll, denn „ich denke und fühle in unterschiedlichen Sprachen auf unterschiedliche Weise“, ein Phänomen das auch in der modernen Literatur oft beschrieben wird.
Auf Albumlänge verblüfft ihr Gespür für die Kombination „ihrer“ Sprachen, das sich neben
Englisch, Ladinisch und Italienisch auch erstmals auf Deutsch zeigt. In „Ciao Ciao Bella Ciao“, einer Anspielung auf den Italo-Klassiker und gleichsam ein süffisanter Kommentar zur faschistischen Idee der Remigration, imaginiert sie in Schlaglichtern ein düsteres Szenario, eine Art freiwilligen Exodus. Oder skizziert sie ein postapokalyptisches Europa? Den Flickenteppich aus Anspielungen auf dunkle Aspekte der deutschen Geschichte verknüpft sie so geschickt mit zeitgenössischem Experimentalpop, dass man im Mitwippen glatt die Drastik des Themas vergisst.

Ihre Lebenserfahrung macht auch ihre Beschäftigung mit den Themen Liebe und Beziehung besonders spannend. Auch hier öffnet sie multiple Perspektiven, auf magische Weise dreht und wendet sie die klassischen Probleme wie eine Seherin ihre Glaskugel: von der toxisch-romantischen Beziehung („As We Both Knew Before“), über absurdes Weiblichkeits-Verständnis („Invisible Girl“) und eine Hymne der Vorsehung („Miss Me Tomorrow“). Auch die schicksalshafte Sogwirkungen von Rückschlägen als Pop-Hymne („Stone in the Rubble“), der ladinische Superhit „Nia Tüa“ und das sarkastische „Tomb without a View“ über einen selbstmitleidigen Liebhaber, legt ein beeindruckend modernes Konzept einer Femme Fatale vor: selbstbestimmt, eigen und bezaubernd.

Ihre Eigenständigkeit zeigt sich in dieser starken Position als feminine Erzählerin mit sanftem, sorgfältigen Blick auf die tragisch-chaotische Welt. So wird Maria De Val eine märchengleiche Erzählfigur, deren Selbstverständnis eine natürliche Quelle hat: ihre Mutter, die als Berg-Bäuerin und Mutter von sieben Kindern Stärke und Sorgsamkeit vorlebte. Neben de Vals besonderem Songwriting und ihrer stimmlichen Varianz ist der Blick in ihre besondere Lebenserfahrung(en) als mittleres von sieben Geschwistern in den Alpen, als Drummerin diverser Rockbands zwischen Stadionbühne und Junkie-Club vielleicht der größte Schatz in ihrer Musik.

Einlass: 20.00 Uhr.

Kitti Ciao!

Rio lebt? Nein, leider ist und bleibt Rio Reiser tot, aber in der Stimme des Sängers der Band Kitti Ciao, Arsen Ayaz, lebt er manchmal weiter. Zu erleben zum Jahresauftaktkonzert am 17.01.2025 in der 7180 Bar.

Kitti Ciao aus Berlin spielen Indie Rock und bedienen sich zum Teil auch beim Punk.
Zusammengebracht durch verschiedene Bandprojekte haben sie 2021 Kitti Ciao gegründet, um mal wieder etwas Verzerrtes zu spielen. Schon irgendwie intensiv, aber dennoch gefühlvoll – irgendwo zwischen Kleingarten-Rock und Tresen.

Ihre Debut-EP enthält schrammelnde Gitarren, ausgeheckte Soli und auch subtile Klavierklänge. Die Texte bewegen sich von euphorisch bis nachdenklich, von Liebe bis Liebeskummer.

Sie passen mit ihrer Art, den Indie Rock zu zelebrieren, perfekt zu unserer Art von Barleben. Klein, aber ungemein intensiv.
Du kannst dir das nicht vorstellen? Dann sei cool und schau vorbei.

Einlass: 20.00 Uhr.