Das liebgewonnene Musik- und Kulturbiotop am alten Wasserspeicher zwischen Altenmünster und Onolzheim läutet zur vierten Runde: am 12. und 13.07.2024 zelebrieren sechs hochkarätige Bands inmitten der Wiesen- und Felderpracht am Crailsheimer Stadtrand, gesäumt von kulinarischen Köstlichkeiten und kunstvollen Augenweiden, auf Einladung von Adieu Tristesse e.V. ein sommerliches Feierfeuerwerk.
Der Freitag startet mit unseren sympathischen niederländischen Nachbarn Classic Water aus Utrecht. Als T.S. Eliot Appreciation Society schon einmal vor vielen Jahren das Publikum in der 7180 Bar bezaubert, führten sie im vergangenen Herbst unter neuem Namen genau diesen Zauber fort, der sie nun mit ihrem neuem Album „Matter Of Time“ erstmals OpenAir bei uns aufschlagen lässt. Das klingt dann nach staubigen Landstraßen, menschenleeren Dörfern und mehr als einer Prise Nostalgie. Im Zentrum der Band stehen die surrealen Texte des Songwriters Tom Gerritsen zwischen zart verflochtene Gitarrenmelodien und kurzen Ausbrüchen von Rock ‘n‘ Roll.
Mit Mahout aus dem Nordwesten Italiens bleiben wir nachbarschaftlich, tänzeln aber locker leicht ins nächste musikalische Genre. Die Band kombiniert jamaikanischen Reggae mit verschiedenen anderen Einflüssen von kalifornischem Punk über Garage Rock bis hin zu Funk. Das Ergebnis ist ein frischer und persönlicher Sound, der sich nur schwer einem bestimmten Genre zuordnen lässt, da er ständig zwischen der Sanftheit des Reggae und der Härte des Punk schwankt. Im Gepäck haben sie ihr aktuelles Album „My heart is a stoner“ aus dem vergangenen November. Da bleibt kein Bein neben dem anderen.
Wer genug von guter Nachbarschaft hat, begrüßt mit uns zusammen intergalaktischen Rave von HENGE aus Manchester- und doch nicht von dieser Welt. So etwas hat man in unseren Breitengraden selten erlebt: ein Kollektiv von Außerirdischen, vereint um den Planeten Erde zu retten. Ihr Sound ist psychedelisch kombiniert mit kosmischen Klängen und elektronischen Beats. Eine schräge und bunte musikalische Reise, bunt wie das Leben, die Welt, die Gesellschaft. In Großbritannien schon ein heißes Eisen, 2018 den UK Independent Award als bester Live-Act gewonnen und nun auch bereit, Deutschland und den Rest der Welt zu retten. Fangen wir mal mit Crailsheim und Umgebung an. Elektronischer Wahnsinn für die Ohren – praktisch galaktisch.
Da darf man dann auch mal eine Nacht drüber schlafen, um sich zu sortieren um am Samstag dann neu zu eskalieren. Wobei wir erst einmal entspannter beginnen. Bei Michael Moravek & The Electric Traveling Show kann man eigentlich nicht besser in den Abend schwoofen. Da lässt einer der interessantesten und poetischsten Americana-Singer-Songwriter dieses Landes (charismatisch, eher introvertiert) mit Hilfe seiner Band Songs ein Eigenleben entfalten, das das Publikum mitreißen wird. William Widmann ist dabei der Gegenpol zu Moravek als extrovertierter, gleichsam virtuoser Schlagzeuger, dem an man die Jazzprägung anhört. Andrej Polanský trägt mit seinen Riffs und Soli an Viola und Mandoline viel zur Melodiösität der Band bei. Ebenso wie Requena Fuentes, der mit Tastenspiel und Trompete sowohl Soul als auch The Band-Anmutungen andeutet. Stefan Ziezling schließlich spielt einen ebenso stoischen wie gewitzten Bass. Von Köln, Ravensburg, Darmstadt und Prag finden die fünf an diesem Abend den Weg nach Crailsheim.
Mit Avalanche Party aus UK reist wilder Garage-Punk aus dem wilden North Yorkshire Moors mit jeder Menge Adrenalin zum alten Wasserspeicher. Ihr Sound ist intensiv und unmittelbar, so neu und doch so vertraut und voller Dringlichkeit, die von der Bühne explodiert. Jeder Ton wird mit weißen Fingerknöcheln gespielt, jedes Wort durch knirschende Zähne gespuckt. Die Beats donnern wie Kanonen, während die Gitarren wie aufgeschreckte Hengste davonstürmen, immer weiter voranstürmen, schnaubend, knurrend. Geht es noch poetischer?
Überzeugt euch selbst und nehmt den Schwung mit, um zum finalen Groove anzusetzen: ORANGE sorgen für treibende Basslines, World-Beat, Tanz-Rituale! Hier werden wieder reichlich Kohlen in die Brennkammer der Rhythmusrakete geschaufelt: Songs, die vor Energie strotzen und dazu in der Lage ist, das Publikum in hypnotische Ekstase zu versetzen. Mystische Klangebenen aus elektronischen Flächen und Didgeridoo verbinden sich mit dem weltumspannenden Geflecht aus treibenden Trommelrhythmen und den instrumental anmutenden Vocals von Stimmakrobat Rainer Von Vielen. Der Elefant stampft und das Chamäleon heult den Mond an: Tanz, tanz! Um den Feuerbaum, Tanz!
Vielfalt in der Musik, bei den Besucher*innen, im Getränkesortiment und bei den veganen bis fleischlichen Gaumenfreuden machen das kleine Adieu Tristessetival zu einem Wohlfühlort. Parkplätze am Friedhof Altenmünster werden ausgeschildert.
Tickets im Vorverkauf gibt es online unter https://t.rausgegangen.de/tickets/adieu-tristessetival-2024 oder in Crailsheim in der 7180 Bar, im Schnelldruckladen und beim Findling. Freier Einlass für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 16 Jahren.
Einlass am Freitag wird um 17.00 Uhr sein, Samstag öffnen die Tore bereits um 16.00 Uhr.